Die Freitagspost: Corona macht auch zwischen den Jahren keine Pause

Woche für Woche

In der heutigen Freitagspost schreibt Daniel über die Zeit zwischen den Jahren, über die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und blickt zurück auf den Wiederaufstieg der SPD.

Zwischen den Jahren – was für ein herrlicher Begriff, den unsere Sprache da kreiert hat. Das alte ist noch nicht ganz vorbei, das neue hat noch nicht angefangen. Es ist, als wäre die Pause-Taste gedrückt. Und die wesentlichsten Fragen sind: „Wo hast Du denn den Raclette-Käse her?“, „Wann wird die Wasseruhr abgelesen?“ und „Nadelt der Baum schon?“.

Aber natürlich macht das Land keine Pause. Viele müssen arbeiten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Postbot*innen, die mit einem enormen Einsatz die ganzen Pakete bis zum 24.12. ausgeliefert haben, müssen jetzt – rein statistisch – etwa die Hälfte der Waren wieder zurück zum Umtausch transportieren.

Corona macht auch keine Pause und hat unseren Alltag weiter im Griff. Und die gesellschaftlichen Verwerfungen, die durch die Pandemie nochmals deutlich wurden, machen ebenfalls keine Pause. Nach einem weiteren Wochenende mit zahllosen „Corona-Protesten“ dürfen wir in der öffentlichen Debatte die eigentlichen Prioritäten in der Pandemie nicht aus den Augen zu verlieren. Bei diesen angeblichen Spaziergängen wird meist ganz bewusst auf konkrete Botschaften verzichtet, damit möglichst viele wie auch immer Frustrierte dazu stoßen können. Trotzdem ist am Ende weit weniger als ein halbes Prozent der Bevölkerung auf der Straße, das aber in der Aufmerksamkeit viel mehr Raum einnimmt.

Für die überwältigende Mehrheit ist es schwer erträglich, wenn man Ihnen Weihnachtsmärkte, Sportveranstaltungen und selbst große Familienfeiern untersagt und sich dann tausend Frustrierte ohne Maske, Abstand und Inhalt durch die Stadtmitte schieben. Gerne neben Ordnungskräften, die das tolerieren müssen, während man der Mehrheit am nächsten Tag den Zutritt zu einem Geschäft verwehrt, weil zum Impfnachweis der Personalausweis fehlt. Wenn sich die Minderheit dann aber auch noch in der öffentlichen Debatte in den Vordergrund drängelt, ist das schlimm.

Wir haben genug zu tun in diesen Tagen: Es geht nicht nur darum, die in Baden-Württemberg immer noch viel zu großen Impflücken zu schließen, die leider auch durch alle Drittimpfungen kaum kleiner werden. Es geht auch darum, dass wir die Gastronomie, die Kultur und die Veranstaltungswirtschaft vor dem Ruin bewahren, wenn ihnen die leider nötigen Auflagen einen Gutteil ihres Geschäfts zunichtemachen. Auch darf die Landespolitik nicht zusehen, wie die Pandemie unsere Krankenhäuser immer tiefer in die roten Zahlen treibt. Und unsere Schulen und Kitas haben mehr Vorbereitung für die nächste Pandemiewelle nötig. Das sind die echten Aufgaben dieser Tage.

Zwischen den Jahren heißt in diesem Jahr für viele Polizist*innen, dass sie bei diesen Corona-Protesten angegriffen und beleidigt werden. Es gibt auch Verletzte. Und für ihre Familien stellt sich darum die Frage: „Kommt die Mama oder kommt der Papa sicher vom Einsatz zurück?“

Von Peter Ustinov stammt das Zitat: „Es ist von grundlegender Bedeutung, jedes Jahr mehr zu lernen als im Jahr zuvor.“ Wenn wir im nächsten Jahr lernen, dass man zwischen zwei Jahren stehen aber nicht zwischen zwei Fakten wählen kann, könnte es friedlicher und konstruktiver werden.

Foto des Jahres: Viele schreiben, die SPD sei die Politik-Überraschung des Jahres. Und auch ich muss zugeben: Beim letzten Jahreswechsel hätte ich nicht erwartet, dass wir dieses Silvester den Bundespräsidenten, die Bundestagspräsidentin und den Bundeskanzler stellen. Was ist über uns gelacht, gelästert und gespottet worden. Kübel von Witzen und Mitleid. Aber wir haben das durchgestanden. Aber ist es tatsächlich so eine Überraschung? Vor zwei Wochen habe ich mich mit einer Journalistin unterhalten und sie meinte zu mir: „Jede Faser bei euch sagt: ‚Wir sind die SPD, wir sind da. Wir lassen dieses Land niemals allein, diese Demokratie nicht im Stich. Wir sind 160 Jahre alt, wir sind jung an Idealen, wir geben niemals auf. Wir sind da.‘ Das ist ein Konzept, das mal gewinnen und mal verlieren kann. Aber es ist faktisch unverwüstlich.“ Ich hatte in diesem Jahr viele Momente, die dieses „Wir sind da“-Gefühl ausmachen. Aber es gibt ein Foto, das dies symbolisch wunderbar zeigt. Stellvertretend für die vielen Infostände, Familienfeste, Presseartikel, Jahreskalender, Sprechstunden, Spendensammlungen und Vor-Ort-Touren, die die SPD macht: Die SPD Neulußheim bei ihrer jährlichen Adventssammlung für den Tafelladen.

 

Homepage Daniel Born MdL – Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg