Born gratuliert dem neugewählten württembergischen Landesbischof/ Born: „Demokratie ist niemals Krise.“

Landespolitik

Landtagsvizepräsident Daniel Born hat dem neugewählten württembergischen Landesbischof zu seiner Wahl gratuliert. Born, der auch religionspolitischer Sprecher seiner SPD-Fraktion ist, äußerte in seinem Glückwunschschreiben den Wunsch, dass die Kirche den Menschen Hoffnung, Halt und Zuversicht geben kann.

Stuttgart. Der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl wird nächster Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Nach fünf Wahlgängen entschied sich am Samstag in Stuttgart eine knappe Zwei-Drittel-Mehrheit des „Kirchenparlaments“ der Landessynode für den 58-jährigen Theologen. Er tritt die Nachfolge von Landesbischof Frank Otfried July im Sommer an.

Auf der Landessynode hatte Daniel Born gesagt: „Nicht die Demokratie ist Krise. Sondern da, wo Demokratie fehlt, da ist Krise.“

Das ganze Grußwort findet Sie hier im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Präsidentin Foth, sehr geehrter Herr Landesbischof July, sehr geehrte Damen und Herren der Hohen Synode,

es ist mir eine große Ehre als badischer Protestant heute vor der Hohen Synode sprechen zu dürfen. Diese Frühjahrstagung der 16. Landessynode ist wahrlich eine ganz besondere! Nach 17 Jahren im Amt dürfen Sie, Herr Landesbischof July, sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Ihnen möchte ich ganz herzlich für Ihr langjähriges Engagement und Ihre kraftvolle Arbeit danken! 17 Jahre sind eine lange Zeit. Die Babys, die geboren wurden als sie gewählt wurden, dürfen heute Auto fahren.

Und auch unser Land hat eine Reise mit Wegmarken hinter sich: Endgültiger Atomausstieg, faktisches Ende der Wehrpflicht, Mindestlohn, Ehe für alle. In den vergangenen 17 Jahren haben Sie großes Augenmerk darauf gelegt, Kirche so zu gestalten, dass sie nah bei den Menschen ist und dass sie eine „Hoffnungsgemeinschaft“ sein kann. Ich denke, dieses Ansinnen ist trotz aller Herausforderungen – die es sicher auch in der Kirche gibt – ein wichtiges und wertvolles Signal in eine Gesellschaft, in der wir ja aktuell auf besondere Weise mit Krisen und Ängsten konfrontiert sind.

Ich danke Ihrer Kirche und allen religiösen Gemeinschaften dafür, solche Hoffnungsgeber auch durch Ihren eigenen ganz konkreten, tätigen Beitrag, etwa in der Diakonie oder der Seelsorge zu sein! Ich möchte mich auch bei allen drei Kandidierenden herzlich dafür bedanken, dass Sie bereit gewesen sind, Ihren Hut in den Ring zu werfen und Verantwortung zu übernehmen.

Als Vizepräsident eines Parlaments, der also im demokratischen Herz Baden-Württembergs wirken darf, weiß ich natürlich um den hohen Wert demokratischer Prozesse, aber genauso auch darum, wie schwierig, herausfordernd, auch Kräfte zehrend Demokratie bisweilen sein kann. Das erleben auch Sie gerade mit der bisher nicht erfolgreichen Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers an die Spitze der Württembergischen Landeskirche. Das mag für den Moment auch Enttäuschung bedeuten. Ich bin aber zuversichtlich, dass Sie diese Herausforderung bestehen und letztlich eine gute Entscheidung herbeiführen werden. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute!

Und ich nutze mein Grußwort um zu Protokoll zu geben: Ja, die Demokratie ist manchmal kompliziert, schwierig und hart. Aber sie ist das beste was wir haben. Nicht die Demokratie ist Krise – sondern da wo Demokratie fehlt, da ist Krise. Wie auch immer Ihre bedeutende Entscheidung nun letztlich ausfallen wird – die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Landesbischof July wird das Amt in schwierigen Zeiten übernehmen. Dafür wünsche ich der Landeskirche in Württemberg, dass Sie die vor Ihnen liegenden Aufgaben und Herausforderungen nicht nur als Anstrengung wahrnehmen werden – obwohl sie das zweifelsohne auch sein werden. Mit Herausforderungen und Aufgaben ist ja aber immer auch die Möglichkeit verbunden, durch das eigene Handeln wirksam zu werden, zu gestalten und einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich Ihre Kirche und die Gesellschaft als ganze, in die Sie ja hinausstrahlen, positiv entwickeln können. Dafür wünsche ich Ihnen von Herzen viel Kraft, Segen und Solidarität. Auch als religionspolitischer Sprecher meiner Fraktion freue ich mich darauf, den Dialog und Austausch mit Ihrer Kirche auch in Zukunft fortzusetzen. Und es ist ein gutes Zeichen, dass alle Fraktionen im Landtag zuständige Sprecher*innen für die religiösen Gemeinschaft benannt haben. Zur Landespolitik gehört der Austausch, der Dialog mit Ihnen. Wie so vieles dieser Tage wird auch Ihre Tagung überschattet von den Ereignissen in der Ukraine und dem unfassbaren Leid, das Putins völlig illegitimer Angriffskrieg über die Menschen in der Ukraine gebracht. Ein Krieg mitten in Europa – das konnten wir uns nicht mehr vorstellen und das macht uns auch sprachlos. Wir haben im Landtag eine starke Resolution verabschiedet, die diesen verbrecherischen Krieg verurteilt. Umso mehr bin ich Ihnen dankbar, dass Sie in Ihrem Programm Raum dafür geschaffen haben, dass Betroffene zu Wort kommen können und dass Sie auch mit einem gemeinsamen Friedensgebet morgen ein solidarisches Zeichen setzen wollen. Es zeigt auch, dass Sie als Kirche Ihrer Verantwortung gerecht werden, offene Augen, Ohren und Herzen für aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Notlagen zu haben. Das ist ein wichtiges Zeichen! Ich bin mir sicher, dass die Württembergische Landeskirche auch in Zukunft diese offenen Augen, Ohren und Herzen die Grundlage Ihrer Arbeit sein lassen werden und wünsche Ihnen dafür alles Gute! Ich habe lange gesprochen. Dabei hätten zwei Worte gereicht. Die Bibel ist in ihrer Prägnanz so großartig. In Psalm 31 steht: Seid getrost und unverzagt.

Das wünsche ich Ihnen: Seien Sie getrost und unverzagt!

 

Homepage Daniel Born MdL – Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg